Sächsische Technologien
für die Landwirtschaft

Neuer Arbeitskreis Landwirtschaft/Landtechnik gegründet

Anwender, Entwickler und Hersteller von Landtechnik in Mitteldeutschland intensivieren Zusammenarbeit für noch praxisgerechtere technologische Lösungen

Welche Technik brauchen Landwirte auf dem Feld und im Stall, um Lebensmittel gesund, wirtschaftlich und nachhaltig zu produzieren? Diese Frage führte am 30. September 2015 Anwender, Entwickler und Hersteller von Landtechnik bei der Lomma Sachsen GmbH in Lommatzsch zusammen, um zukünftig im Arbeitskreis Landwirtschaft/Landtechnik konkrete Antworten zu finden. Mathias Hiekel, Betriebsleiter des gastgebenden Unternehmens, konnte dazu rund 150 Teilnehmer aus Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen begrüßen.

Initiiert wurde das Gremium durch das Kompetenznetzwerk Agrartechnik Sachsen/AgroSax e. V. In Mitteldeutschland ist enormes Potenzial für innovative Produkt- und Technologieentwicklungen vorhanden. Das wollen wir gemeinsam noch ergebnisorientierter ausschöpfen, benennt Thomas Richter, Vorstandsvorsitzender des AgroSax e. V., Gründe für die Bildung des Arbeitskreises. Ein wesentlicher Partner hierfür ist der Sächsische Landesbauernverband. Dessen Präsident Wolfgang Vogel unterstrich die Notwendigkeit dieser bundesländerübergreifenden Verzahnung, um die Landtechnik und damit letztendlich auch die Landwirtschaft in Mitteldeutschland zu stärken. Das von AgroSax getragene Kompetenznetzwerk besitzt dafür die notwendigen Voraussetzungen, wie Marco Bock vom Unternehmerbeirat des Netzwerks ausführte. Die in diesem Verbund engagierten Landtechnik-Betriebe repräsentieren rund 80 Prozent des Branchenumsatzes in der Region.
Ausdrücklich unterstützt wird der neue Arbeitskreis vom Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft. Staatsminister Thomas Schmidt betonte, dass die Initiative von Berufsstand, Industrie und Wissenschaft der richtige Weg sei, um marktfähige Innovationen zu generieren. Dabei könne die vielgestaltige sächsische Forschungslandschaft einen gewichtigen Beitrag leisten.

Welche Anforderungen Landwirte heute an die Technik stellen, formulierten Anwender aus verschiedenen Bereichen der Branche. Andrea Reinhardt, Geschäftsführerin des Maschinenring und Betriebshilfsdienst Alt-Wettiner Land e. V., verwies darauf, dass Maschinen u. a. für die Bewirtschaftung kleiner Flächen gefragt sind. Flexibilität und Multifunktionalität spielen dabei eine immer größere Rolle, beispielsweise für die Nutzung von Mähdreschern über die Erntezeit hinaus.
Technik, die den Konflikt zwischen Bewuchsbeseitigung und Emissionsschutz möglichst schonend löst, forderte Heiko Gläser vom Verein Konservierende Bodenbearbeitung. Sätechnik bis hin zur funktionierenden Einzelkornsaat, gezielte Pflanzendüngung sowie leicht konfigurierbare Maschinen und Geräte sind hierbei konkrete Anforderungen an die Bodenbearbeitung.
Eberhard Nicklisch von der Erzeugergemeinschaft Qualitätsfleisch w. V. Taubenheim benannte Themen für eine gesunde Tierhaltung. Dazu gehören sensorische Regelsysteme für ein optimales Stallklima oder für eine professionelle Überwachung des Tierverhaltens zum frühzeitigen Erkennen möglicher Krankheiten. Gerade für letztgenannten Punkt ist eine enge Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft, Veterinärmedizin und Technologieproduzenten gefragt, betonte Prof. Dr. Alexander Starke von der Medizinischen Tierklinik der Universität Leipzig.

Die Anforderungen der Landwirtschaft zu kennen und für die Entwicklung neuer tragfähiger technischer Lösungen aufzugreifen, nannte Prof. Dr. Lothar Kroll, Sprecher des an der TU Chemnitz angesiedelten Bundesexzellenzclusters Leichtbau, als wesentlichen Ansatz für die Forschungsarbeit. Dabei kann zum einen die Landwirtschaft durch den Anbau nachwachsender Rohstoffe den Technologietrend Leichtbau befördern. So werden beispielsweise biobasierte Kunststoffe, die Flachfasern enthalten, für die Produktion leichter Komponenten für den Maschinen- und Fahrzeugbau genutzt. Zum anderen fließen solche Entwicklungen in Landmaschinen ein, verringern deren Gewicht und ermöglichen beispielsweise einen schonende Bodenbearbeitung.
Weitere anwenderbezogene Leichtbaulösungen stellte Markus Werner vom Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU Chemnitz vor. Dazu gehört der elektrisch angetriebene Technologie-Demonstrator KULAN, der als leichtes Fahrzeug für verschiedene Zwecke im landwirtschaftlichen Betrieb genutzt werden kann. Welche weiteren Möglichkeiten Elektro-mobilität für den wirtschaftlichen Einsatz in der Landwirtschaft sowie für die Einbindung in effiziente Energienutzung bietet, zeigte Martin Dietze von der Sächsischen Energieagentur SAENA auf.

Neben dem Forschungsaspekt spielt die Aus- und Weiterbildung der Mitarbeiter eine wesentliche Rolle für eine effiziente und nachhaltige Landwirtschaft. Henry Kuschke von der Landakademie Sonnewalde verdeutlichte die Problemlage in diesem Bereich, die sich u. a. in einer immer größeren Zahl nicht zu besetzender Ausbildungsstellen und in vielen Wissensdefiziten zum Inhalt und den Perspektiven bei den grünen Berufen zeigt. Die Landakademie steuert hier mit Programmen für Kinder im Alter von fünf bis zwölf Jahren sowie für Jugendliche der 9. und 11. Klassen gegen. Im Farm-Schulungstruck der Akademie erfahren Jungen und Mädchen, dass Landwirtschaft von heute neben der Verbindung zum Boden und zum Tier ebenso Kenntnisse in Mechanik, Elektronik und Informatik braucht, um Maschinen und Geräte ökonomisch und ökologisch zugleich einzustellen und zu bedienen. Die Landwirtschaft mit Smartphone und Laptop konnten Schüler von Lommatzscher Schulen an diesem Tag live im Schulungstruck sowie bei einer Technikvorführung auf dem Feld erleben.
Henry Kuschke verwies darauf, dass die Qualifizierung von Quereinsteigern sowie die Integration von Asylanten beitragen können, die Arbeitskräfteprobleme in der Landwirtschaft zu entschärfen. Dafür braucht es jedoch schnelle und praktikable Rahmenbedingungen seitens der Politik.

Die zahlreichen Anregungen aus Vorträgen und Diskussion werden vom Fachgremium Innovation und Produktentwicklung des Kompetenznetzwerkes Agrartechnik unter Leitung von Prof. Dr. Frank Beneke von der Fachhochschule Schmalkalden und Dr. Johann Rumpler von der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau Sachsen-Anhalt erfasst und analysiert. Einen ersten konkreten Projektansatz gibt es bereits für das Thema Tiergesundheit/Tierproduktion. Dieser Bereich wird neben Vorhaben zu Bodenbearbeitung und Pflanzenproduktion ein Schwerpunkt in der Arbeit des Fachgremiums Innovation und Produktentwicklung sein.
Die Teilnehmer verständigten sich darauf, weiterhin einen aktiven Dialog zu führen. Im Gespräch bleiben, gemeinsam Ideen für praxisrelevante technologische Lösungen entwickeln sowie ergebnisorientiert zusammenarbeiten, lautet deshalb die zentrale Botschaft dieses Tages.

Pressemitteilung zum Download

Netzwerk-Kontakt:
Thomas Richter
Vorstandsvorsitzender AgroSax e. V.
Tel. 03591-20410
info@agrosax.de

Presse-Kontakt:
Ina Reichel
Freie Journalistin
Tel. 0371-7743510
inareichel@ma-reichel.de

Über das Kompetenznetzwerk Agrartechnik Sachsen
Mit dem im Juni 2013 ins Leben gerufenen Netzwerk unterstützt das Sächsische Staatsministerium für Wirtschaft, Arbeit und Verkehr die Unternehmen der Agrartechnik-Branche im Freistaat, ihre Kompetenzen zu bündeln und in diesem Bereich neue wirtschaftliche Möglichkeiten zu erschließen.
Das Netzwerk steht allen am Gestaltungsprozess in der Agrartechnik Interessierten offen. Projektträger ist der Verein AgroSax e.V. aus Doberschau-Gaußig bei Bautzen.

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